Die Gravitationsformel des berühmten Physikers Isaac Newton unterstellt, dass sich größere Massen stärker anziehen als kleinere, während deren Distanz zueinander diese Anziehungskraft verringert. Ein sogenanntes Gravitationsmodell stellt eine ökonomische Adaptierung dieser physikalischen Formel dar, wobei die Anziehungskräfte als gegenseitige Attraktivität wirtschaftlich interagierender, räumlich getrennter Akteure interpretiert werden.
Gravitationsmodelle unterstellen eine Beziehung zwischen wirtschaftlicher Aktivität und geographischen Distanzen sowie diversen anderen Barrieren. In der Ökonomie werden die Massen oft als Bruttosozialprodukte oder andere relevante Größen der Handelspartner interpretiert, die Kraft ist ursprünglich deren Handelsvolumen. Diese Interpretation wurde Anfang der 1960er Jahre erstmals verwendet. Mit Hilfe eines solchen Modells kann der Handel zwischen zwei Ländern als positiv abhängig von deren kumulierter Wirtschaftsleistung und als negativ abhängig von der räumlichen Entfernung zwischen den Ländern modelliert werden. Im Rahmen eines statistisch-ökonometrischen Modells (lineare Regression) werden zur besseren Erklärung von Handelsdaten oft folgende Informationen verwendet: Vorhandensein von gemeinsamen Grenzen, Daten zu Kulturkreisen (Sprachen, geographische Großräume, gemeinsame territorialstaatliche Historie usw.), geopolitische Daten (Freihandelszonen, (Bürger-)Kriege in jüngerer Vergangenheit, Rechtssicherheit usw.), Lage als Binnenstaat etc.